Montag, 9. Februar 2009

Lernverhältnisse im High-Tech-Kapitalismus.

Zwischen Selbstaktivierung und der Organisation von Ungleichheit
Mit Christina Kaindl (Berlin)

Am Dienstag den 10.02.2009 um 19:30 Uhr
Centro Sociale (www.centrosociale.de)
(Sternstraße 2, gegenüber Wal-Mart, UBahn Feldstr.)

kein Eintritt

Die aktuellen Debatten und die institutionellen Veränderungen von Lern- und Bildungsprozessen an Schulen und Hochschulen hängen mit der neoliberalen Restrukturierung des Kapitalismus eng zusammen. In der Auseinandersetzung um Bildung und Lernen treffen sich nämlich mindestens drei zentrale Stränge der Umwälzung der neuen Produktionsweise des High-Tech-Kapitalismus:

1.) Die Umgestaltung des Bildungssystems und der Bildungsverfasstheit nach Maßgabe des verschlankten ‚aktivierenden Staates’,
2.) die Umgestaltung der Bildungsinhalte nach Anforderungen des High-Tech-Kapitalismus und
3.) die Umarbeitung der Lebens- und Verhaltensweisen als dauernde Bereitschaft zum (lebenslangen) Lernen, was eine quasi verallgemeinerte Lernhaltung meint.

Klaus Holzkamp hat bereits 1973 in seinem Buch Sinnliche Erkenntnis den Benotungsstandpunkt der Lehrer_innen in der Schule mit dem Verwertungsstandpunkt des Kapitals in Zusammenhang gebracht. Die Schule bereitet auch auf die Subjektanforderungen der – damals fordistischen – Arbeitsorganisation vor. Sie organisiert die scheinbar gerechte Zuweisung unterschiedlicher Lebenschancen und Berufslaufbahnen. Es wird zu fragen sein, wie sich diese Anforderungen im Neoliberalismus gewandelt haben. In “Lernen. Subjektwissenschaftliche Grundlegung.” (1993) analysiert Holzkamp zudem, wie sowohl die traditionellen Lern- theorien als auch das Lernverständnis der Schule Lernen nicht als aktive Handlung der Lernsubjekte fassen, sondern als „Lehr-Lern-Kurzschluss“, als automatisches Nebenprodukt des Setzens von Lehrzielen.

In der zweiten Veranstaltung der Reihe “Bildung und Kapitalismus” möchten wir gemeinsam mit Christina Kaindl theoretische Werkzeuge der Subjektwissenschaft nach Klaus Holzkamp und ergänzender Ansätze vorstellen und diskutieren. Diese scheinen geeignet, aktuelle Lernsituationen in ihrer oft widersprüchlichen Verfasstheit nach verhindernden und befördernden Momenten zu unterscheiden. Gemeinsam möchten wir darüber hinaus die Möglichkeiten für widerständige Praktiken ausloten, die sich aus diesen Umstrukturierungen ergeben könnten.

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