Dienstag, 9. Juni 2009

Kritische-psychologische Arbeit mit Erwerbslosen - in Widersprüchen um Handlungsfähigkeit kämpfen

GESELLSCHAFT FÜR SUBJEKTWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNG & PRAXIS
Einladung zu einem Vortrag mit Diskussion:
Renate Schumak & Christian Schultz

Freitag, 26. Juni 2009, 18.00 Uhr Restaurant „Die Schule“ GLS Campus Berlin, Kastanienallee 82, 10435 Berlin / Raum 121

Es ist seit längerer Zeit bekannt, dass insbesondere längere Erwerbslosigkeit von großer Be-deutung für die psychische Befindlichkeit ist. Allgemein wird inzwischen davon ausgegan-gen, dass das Risiko einer psychischen Erkrankung mit Behandlungsbedarf für Erwerbslose mindestens doppelt so hoch ist wie für Erwerbstätige. Seit 2005 ist dieser Zusammenhang auch in die Gesetzgebung eingegangen. Das SGB II – besser bekannt als Hartz IV - sieht u.a. die Möglichkeit psychosozialer Betreuung für Erwerbslose vor.
Die Solidarische Psychosoziale Hilfe (SPSH) betreibt in Hamburg eine Beratungsstelle, die sich seit über zwanzig Jahren auf den psychologischen Aspekt dieser Betreuung spezialisiert hat und deren Arbeit – auch in der Hamburger Behörde – als vorbildlich gilt. Dass diese Ar-beit sich wesentlich den Positionen der Kritischen Psychologie verpflichtet fühlt, mag dabei etwas erstaunen. Es zeigt aber auch, dass es möglich ist, in der psychologischen Praxis zu arbeiten, ohne deswegen kritisch-psychologische Einsichten hinter sich lassen zu müssen. Im Gegenteil ermöglicht der kritisch-psychologische Standpunkt erst eine Arbeit, die versucht, sich nicht in den Fallstricken von Psychologisierung und Individualisierung zu verheddern und trotzdem die betroffenen Subjekte in ihrer je individuellen Erfahrung ernst zu nehmen. Natürlich bedeutet dies auch, widersprüchliche Anforderungen, unter denen die Betroffenen leiden, als solche zur Sprache zu bringen, um Möglichkeiten eines bewussten Umgangs aus-zuloten, statt sie durch psychologische Tricks zu eliminieren. Zugleich gilt dies auch für die Einrichtung und deren MitarbeiterInnen, die in ähnlicher Weise immer wieder widersprüchli-chen Anforderungen ausgesetzt sind – von Seiten der Behörde, von Seiten einer „aktivieren-den“ Sozialpolitik und von Seiten der Betroffenen.
Renate Schumak und Christian Schultz, die aus ihrer Arbeit berichten, haben die „Solidarische Psy-chosoziale Hilfe Hamburg“ (SPSH) mit gegründet und sind Lehrbeauftragte an der Uni Hamburg.

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