Montag, 21. Juni 2010

Vortrags- und Diskussionsveranstaltung mit Gerhard Vinnai über "Fußballsport als Ideologie" am 5.7. in Dortmund


NachDenkTreff
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Wir laden zu einer Vortrags- und Diskussionsveranstaltung ein:

"Die Tore auf dem Fußballfeld sind die Eigentore der Beherrschten!"
- Eine Einladung zum kritischen Nachdenken über die Bildungsmacht illusionärer Bindungen durch den Fußballsport

Ref.: Prof. Dr. Gerhard Vinnai / Bremen
Montag, den 5. Juli 2010, 19.00 Uhr
ver.di-Haus Dortmund, Königswall 36 (2.Etage - Sitzungsraum A/B)

Als Bremer freut er sich, wenn Werder Bremen ein Spiel gewinnt. Er treibt regelmäßig Sport und besucht auch hin und wieder ein Fußballspiel im Weserstadion. "Aber", so Gerhard Vinnai "das scheint es mir nicht zu rechtfertigen, dass man darüber den Verstand verliert und das kritische Nachdenken über den Fußballsport - besonders zur Zeit der Fußballweltmeisterschaft - unterlässt. Die Aufklärung als Bemühen um Mündigkeit fordert nicht zuletzt das kritische Nachdenken Über eigene Vorlieben und Interessen und deren unter Umständen fatale Folgen."
Seine 1970 veröffentlichte Studie "Fußballsport als Ideologie" zählt zu den herausragenden Analysen zur "Seelenlage" der deutschen Nation.

"Der Fußballsport ... wird von Vereinen organisiert, die als Unternehmen der Unterhaltungsindustrie die Darbietungen ihrer Athleten als Ware ... verkaufen. Trainer und Aktive im kommerziellen Fußball veräußern ihre Fähigkeiten an die Unternehmen, die ihnen die größten ökonomischen Vorteile versprechen. Bei der Wahl ihres Arbeitsplatzes spielt für die Aktiven die Bindung an eine Stadt, eine Region oder ein Land üblicherweise kaum eine Rolle. ... Eine besondere Bindung an die dort lebenden Bevölkerungen ist üblicherweise nicht vorhanden ... Obwohl sie keine besondere Beziehung zu ihnen und ihrer Heimat zu haben brauchen, erleben ihre Anhänger sie paradoxerweise als ihre sehr stark emotional besetzen Repräsentanten. ... Das kommerzielle Fußballunternehmen, an das die meist von außerhalb kommenden Aktiven ihre Fähigkeiten für einige Zeit verkaufen, gilt den Fans als "ihr" Verein, dem sie sich mit heimatlich-familiären Gefühlen verbunden fühlen. ... Die enorme sozialpsychologische Bedeutung des Fußballsports ist also auf ein illusionäres Wir-Gefühl angewiesen, von dessen psychischer Aufladung die Fußballbegeisterung lebt."

Gerhard Vinnai, Sozialpsychologe. Er war lange Jahre am Politischen und Psychologischen Seminar der TU Hannover tätig und bis zu seiner Emeritierung 2005 Professor an der Universität Bremen. Bekannt durch eine Reihe wichtiger Arbeiten zur Kritik des Sports, der Männlichkeit sowie der akademischen Psychologie. Sein zentrales Interesse gilt der Analyse der Arbeiterkultur im Hinblick auf politische Mobilisierungschancen.

Veröffentlichungen: Fußballsport als Ideologie (1970), Sportliche Verhaltensmuster und kapitalistische Rationalität (1972), Sozialpsychologie der Arbeiterklasse. Identitätszerstörung im Erziehungsprozess. (1973), Das Elend der Männlichkeit. Heterosexualität, Homosexualität und ökonomische Struktur(1977), Die Austreibung der Kritik aus der Wissenschaft. Psychologie im Universitätsbetrieb. (1993), Jesus und Ödipus (1999), Hitler - Scheitern und Vernichtungswut. Zur Genese des faschistischen Täters (2004).

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