Mittwoch, 11. Januar 2012

Vortrag von Heribert Schiedel über Breivik und die Sozialpsychologie des Rechtsterrors

Donnerstag, 19. Januar 2012, 19 Uhr

Sigmund-Freud-PrivatUniversität, Raum 610

 

Fanatisierung als Abwehr

Zur Sozialpsychologie des Rechtsterrors am Beispiel von Anders B. Breivik

 

Vortrag von Heribert Schiedel (DÖW, Wien)

 

In den Studien zum autoritären Charakter beschreibt Adorno den ›Spinner‹ als zwanghaften Menschen, der aus unterschiedlichen Gründen in die Isolierung getrieben worden ist. Dort baut er sich »eine innere, häufig an Wahn grenzende Scheinwelt« auf. Diese nimmt mehr und mehr den Platz der verworfenen äußeren Realität ein. Am Ende ist die »Affinität zur Psychose nicht zu verkennen«. Die Nähe oder Ähnlichkeit verleiten auch im Falle Anders B. Breiviks viele dazu, die Tat zu pathologisieren und damit zu entpolitisieren und die Gesellschaft von ihrer Schuld zu befreien.

Demgegenüber wäre in kritischen Analysen der individuelle mit dem sozialen Wahn zusammen zu bringen: der ›Spinner‹ versucht gerade, akuter Geisteskrankheit durch Kollektivierung zu entgehen. Erst die soziale Bestätigung der Paranoia – etwa im Antisemitismus und Rassismus – verleiht ihr jene Dynamik, die zum Massenmord führen kann. Aus dem oft harmlosen ›Spinner‹ wurde der gefährliche Fanatiker.

 

Vortrag und Diskussion über die gar nicht so unverständliche Tat von einem der immer zahlreicher werdenden ›Retter des (christlichen) Abendlandes‹.

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