Mittwoch, 1. Juni 2011

GSFP-Colloquium zu Demenzforschung: „Paarbeziehung und Paarkonflikte bei Demenz“, 15. 06. 2011 http://critpsych.blogspot.com


Forschungscolloquium

mit

Dipl.-Päd. Florian Bödecker (Universität Heidelberg)

 

„Paarbeziehung und Paarkonflikte bei Demenz"

 

 

Mittwoch, 15. Juni 2011, 18.30 Uhr
FU Berlin, „Silberlaube", Habelschwerdter Allee 45, 14195 Berlin, Raum JK 31 / 227
(Hinweis: Der Raum befindet nahe an der J-Straße)


Florian Bödeckers Interesse an der Kritischen Psychologie lässt ihn fragen, ob und inwieweit sich sein Forschungsthema „Paarbeziehung und Paarkonflikte bei Demenz" theoretisch und methodisch bzw. forschungspraktisch „vom Standpunkt des Subjekts" begreifen lässt.
Unser Colloquium ist nicht so konzipiert, dass Florian Bödecker fertige Ergebnisse vortragen, sondern nach einer Einführung Probleme seiner Arbeit mit uns diskutieren will.
Zur Einstimmung hat er uns folgenden Text zukommen lassen:
Wenn ein Partner in einer Beziehung Demenz entwickelt, gehört dies zu den einschneidensten Erfahrungen in einer Beziehung überhaupt. Im Gegensatz zur Pflege und Unterstützung von Menschen mit ausschließlich körperlichen Einschränkungen stehen Angehörige bei Demenz vor besonderen Problemen: Neben den pflegerischen Aufgaben, den zeitliche und finanziellen Belastungen, der Konfrontation mit den kognitiven Einbußen und Verhaltensauffälligkeiten bedeutet das Zusammenleben mit dem Menschen mit Demenz meist ein langsames Abschiednehmen, das mit starker Trauer verbunden ist. Die Veränderungen in der Beziehung sind vor
allem gekennzeichnet durch: (1) den Verlust von Gefährtenschaft, (2) Veränderungen von Rollen in der Partnerschaft, (3) eine asymmetrische Entwicklung und (4) Veränderungen in der Sexualität. Diese Bereiche sind schon früh Gegenstand von Konflikten zwischen beiden Partnern.
Während die Demenzforschung den Kranken erforscht, beschäftigt sich die Forschung zur häuslichen Pflege meist nur mit dem Angehörigen. Inhaltlich dominiert von der Belastungsforschung und theoretisch dominiert von Stress-Coping-Modellen, kommt der Mensch mit Demenz hier meist nur als passiver Empfänger von Hilfe und Problemverursacher vor. Auch wenn sich die Belastungsforschung in jüngerer Zeit mit der Beziehung beider Partner beschäftigt, betrachtet sie die Beziehungsqualität notwendig entweder als Belastungsfaktor (Beziehungsverlust) oder Resilienzfaktor (Erhalt der Beziehung). Folglich gibt es nur wenige Studien, die sich mit der Paarbeziehung bei Demenz beschäftigen. Noch seltener geschieht dies aus einer dyadischen Perspektive, die die Standpunkte beider Partner berücksichtigt, weil meist nur die Angehörigen befragt werden.
Was bedeutet also Demenz für die Beziehung? Vor welchen methodischen und ethischen Problemen steht qualitative Demenzforschung, die den Menschen mit Demenz mit einbeziehen will? Wie lassen sich die Standpunkte beider Partner methodisch integrieren (Einzel- vs. Paarinterviews)?

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