Freitag, 7. November 2014

Bündische #Männlichkeitsentwürfe; #Antiziganismus; #Freud-Einstein-Briefwechsel; #NS-Kolloquium http://critpsych.blogspot.com


Liebe FreundInnen der AG Politische Psychologie,
liebe Interessierte,
wir freuen uns, diesen Monat gleich vier Veranstaltungen ankündigen zu können, einen VHS-Vortrag zu Bündischen Männlichkeitsentwürfen (12.11.), unseren Jour fixe zum Thema Antiziganismus (19.11.), eine szenische Lesung des Briefwechsels zwischen Freud und Einstein (15.11.) und den Start eines Interdisziplinären Kolloquiums zum Nationalsozialismus.
1) findet am Mittwoch, den 12. November, um 18.30 Uhr an der Ada-und-Theodor-Lessing-Volkshochschule Hannover der zweite Vortrag unserer Reihe "100 Jahre Erster Weltkrieg. Historische, soziologische und sozialpsychologische Perspektiven" statt:
Sebastian Winter (Hannover):
Vom Wandervogel zum Stahlhelm. Bündische Männlichkeitsentwürfe zwischen antibürgerlichem Protest und Nationalsozialismus
Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert tauchte mit den „Wandervögeln" eine neue bündische Jugendkultur auf. Mit ihrer jugendlich-männlichen Gemeinschaft grenzten sie sich schwärmerisch gegen den verachteten Rationalismus ihrer bürgerlichen Vätergeneration ab.
Der Erste Weltkrieg war für sie ein großes Abenteuer. Walter Flex' Novelle Wanderer zwischen den Welten von 1917 über einen Wandervogelführer, der als Soldat für das Vaterland stirbt, verknüpft „die lebensreformerische Lichtgestalt jugendlicher Männlichkeit mit dem grauen Rock des Soldaten" (U. Brunotte). Vom Wandervogel führt eine Linie zur Jugend von Langemarck. Zunehmend werden die Männerbundvorstellungen nun militarisierter und staatstragender und schließlich folgen die in den „Stahlgewittern" allem Zivilen fremd gewordenen Freikorpsmitglieder, die die Kameradschaft im Schützengraben zur Urzelle der deutschen Volksgemeinschaft stilisieren: „Aus der Frontgemeinschaft des Stahlhelms wird dereinst die Volksgemeinschaft aller Deutschen wachsen." (Stahlhelm 1925). Hierauf konnte der Nationalsozialismus aufbauen.
Veranstaltungsort: Ada und Theodor Lessing Volkshochschule, Theodor-Lessing-Platz 1, 30159 Hannover. Entgeltfrei, Barrierefrei!
Die Veranstaltung findet in Kooperation mit der Ada und Theodor Lessing Volkshochschule Hannover und dem Institut für Soziologie der Leibniz-Universität Hannover statt.
2) verschiebt sich deshalb unser Jour fixe um eine Woche und wird am Mittwoch, den 19. November, wie immer um 18.15 Uhr (Im Moore 21, Raum A210), über die Bühne gehen:
Nico Bobka (Frankfurt a.M.):
Kritische Theorie des Antiziganismus
Der Antiziganismus weist archaische Züge auf, die ihre Ursache in einem sehr frühen Stadium der Geschichte haben. Das Aufgeben des Nomadentums, die damit zusammenfallende Arbeit und aller damit verbundene Triebverzicht waren eines der schwersten geschichtlichen Opfer der Menschheit. Das Bild der „Zigeuner" repräsentiert das eines Zustands, der die Arbeit nicht gekannt hat; „Zigeuner" gelten als diejenigen, die den schmerzlichen Prozess der Zivilisation nur unzureichend vollzogen haben. Dementsprechend gilt der Begriff des „Zigeuners" kritischer Theorie als Einstiegspunkt für eine zu reflektierende Urgeschichte des Antiziganismus wie der Zivilisation überhaupt. Der „Zigeuner" wird zu bestimmen sein als Produkt des Zivilisationsprozesses, das sich im Unbewussten der Subjekte niedergeschlagen hat, und als Deckname für projizierte Selbstanteile der AntiziganistInnen. Und der Antiziganismus wäre dementsprechend der Versuch, am Objekt der Projektion die eigenen zivilisatorischen Zurichtungen nachzuahmen und zu vollenden.
Nico Bobka studiert, nach einem BA-Abschluss in Soziologie in Berlin, aktuell Politische Theorie in Frankfurt am Main.
Der Jour fixe ist eine Kooperationsveranstaltung mit der Hochschule Hannover, an der am Tag davor eine kleine Tagung zum Thema 'Antiziganistische Zustände: Gegenstrategien' stattfindet, auf die wir auch gerne hinweisen:
18. November 2104, 14-18 Uhr
Hochschule Hannover, Gebäude 5, Aula        
Leitung: Prof. Dr. Wolfram Stender
14:00 – 16:00 Uhr:
Gegenbilder – Funktionen des antiziganistischen Rassismus und Perspektiven kritischer Bildung
Prof. Dr. Astrid Messerschmidt, Pädagogische Hochschule Karlsruhe
"Aber wenn Menschen mich an meiner Hautfarbe festmachen, bin ich Ausländerin, auch wenn ich einen deutschen Pass habe." Ethnisierungsprozesse am Beispiel der Roma
Dr. Elizabeta Jonuz, Universität Köln
16:00 – 18:00 Uhr:
Der Staatsvertrag als Königsweg gegen die Diskriminierung von Sinti und Roma!?
Podiumsdiskussion mit Filiz Polat (Bündnis 90/Die Grünen), Djevdet Berisa (Romane Aglonipe e.V.), Regardo Rose (Forum für Sinti und Roma e.V.) u. a.
3) präsentieren wir im Rahmen der Hannoveraner Nacht, die Wissen schafft am 15. November 2014 um 20:15 an der Leibniz Universität Hannover die szenische Lesung "Warum Krieg? Ein Gespräch zwischen Albert Einstein und Sigmund Freud":

Albert Einstein schreibt 1932, angeregt durch den Völkerbund, einen Brief an Sigmund Freud, in dem er sich Gedanken über die Ursachen und die Verhinderungsmöglichkeiten von Kriegen macht. Freud schreibt sogleich zurück. Dieser Briefwechsel besticht sowohl durch seine Brisanz in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen wie auch durch seine erstaunliche Aktualität. Für die "Nacht, die Wissen schafft" wurde er zu einem Gespräch umgearbeitet und wird szenisch gelesen und kommentiert.

Veranstalter: Institut für Soziologie/Arbeitsgemeinschaft Politische Psychologie
Themenfeld: Sozialpsychologie
Wer? Isabelle Hannemann & Jens Ihnen
Moderation: Prof. Dr. Rolf Pohl
Wann? Am 15. November 2014 um 20:15 - 21:00 Uhr
Wo? Leibniz Universität Hannover | Welfenschloss | Raum F128
4) machen wir zu guter Letzt gerne auf das diesjährige Interdisziplinäre Kolloquium »Der Nationalsozialismus, seine Ursachen und seine Nachwirkungen« aufmerksam, das jeweils dienstags am Historischen Seminar der Leibniz Universität Hannover durchgeführt wird.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen