"Das ist ein wirklicher Wendepunkt"
01.01.2012 | 15:45 | von Thomas Seifert (Die Presse)
Der US-Soziologe Richard Sennett glaubt an die Renaissance des Handwerks und kritisiert, dass moderne Konsumenten Potenziale und nicht tatsächlich benötigte Waren und Dienstleistungen konsumieren.
Das Jahr 2011 war ein Jahr des Protests, der Umbrüche. Nicht nur in der arabischen Welt haben die Menschen gegen die herrschende Ordnung demonstriert, auch in Israel und den USA sind die Bürger auf die Straße gegangen. In Großbritannien kam es gar zu Plünderungen. Was geht in den westlichen Gesellschaften vor?
Richard Sennett: Was Großbritannien betrifft: Junge Menschen finden keine Arbeit, sie sind politisch nicht aktiv, weil sie nicht glauben, dass die Politik Probleme lösen kann. Die meisten jungen Menschen in Großbritannien blicken ihrer Zukunft recht apathisch entgegen. Sie sehen sich als verlorene Generation.
Die Occupy-Wall-Street-Leute machen die Banken als Hauptfeind aus.
Man darf es sich nicht zu leicht machen und einfach die Banken für alles Übel verantwortlich machen. Klar ist: Finanzkapital wertet den Faktor Arbeit ab. Das ist aber ein strukturelles Problem und weniger ein Phänomen der Kreditkrise. Die Menschen merken nun, dass dieses System Unsicherheit und Prekariat bringt. Das System generiert mehr und mehr Ungleichheit – die Mittelschicht stagniert, die Einkommen der obersten Spitze entwickeln sich sehr dynamisch, und unten fällt der Boden heraus.
In den USA sind die Einkommen des reichsten einen Prozent von 1979 bis 2007 um 275 Prozent gewachsen, die des ärmsten Fünftels nur um 18 Prozent. In Österreich ist die Einkommensungleichheit niedriger und die Schere geht auch nicht so weit auseinander.
Österreich hat mit der Sozialpartnerschaft ein ganz gutes, krisenresistentes Modell: Die Menschen haben ein höheres Maß an Jobsicherheit. Die niedrigere Jugendarbeitslosigkeit gibt jungen Menschen Zukunftschancen. Auch ist die Volkswirtschaft weniger auf das Finanzkapital fokussiert. Denn das ist die Krux: Ein auf Finanzkapital aufgebautes System ist an kurzfristigen Ergebnissen interessiert, die Unternehmen achten weniger auf langfristige Strategien. Dieses in den USA propagierte Wirtschaftsmodell erscheint übrigens seit 2008 viel unattraktiver.
Und was ist aus dem Amerikanischen Traum geworden?
Der ist ausgeträumt. Wenn Sie heute in Österreich, Deutschland oder Frankreich aufwachsen, dann haben sie es leichter, von unten nach oben – vom Tellerwäscher zum Millionär – aufzusteigen. Die soziale Mobilität ist in Europa heute viel größer als in den USA, das hat zuletzt eine Studie des Pew Charitable Trust gezeigt. Die Mittelschicht stagniert in den USA seit 30 Jahren, es wurden auch kaum Jobs in diesen Bereichen geschaffen. Und wenn Arbeitsplätze geschaffen werden, dann schlecht bezahlte Dienstleistungsjobs für Leute, die an der Supermarktkasse arbeiten und einem die Tüte füllen. Die Zahl der Klein- und Mittelbetriebe ist in den USA gesunken, das sind keine guten Voraussetzungen für den amerikanischen Traum. Die meisten Amerikaner sind nun übrigens aufgewacht, und es ist ihnen bewusst geworden: Amerika ist ein Land, dessen beste Zeit vorbei ist.
Wo bleibt das Positive?
Wir brauchen einen neuen sozialen Vertrag, der in unsere Zeit passt: Wir brauchen eine Gesellschaft, in der anerkannt wird, dass nicht alle Menschen zu jeder Zeit 100 Prozent produktiv sein können und müssen. Es gibt nämlich ein strukturelles Überangebot an talentierten, fähigen Menschen. Das hat mit dem technologischen Wandel zu tun, moderne Maschinen machen heute Dinge, die früher von Menschen billiger erledigt wurden. Im späten 19.Jahrhundert hatten die Menschen Angst, dass sie bald von Maschinen ersetzt werden. Doch diese Angst war unbegründet. Denn damals waren die Maschinen so teuer, dass es eine Zeit lang billiger war, den Arbeitern billige Löhne zu zahlen und vorerst auf die Automatisierung zu verzichten. Heute ist das nicht mehr der Fall. Ich bin immer noch ein ganz altmodischer Sozialist: Ich glaube, dass Arbeit dem Menschen Selbstwertgefühl und Würde gibt.
Seit der Öffnung Chinas Ende der 1970er-Jahre sind viele Jobs nach Fernost abgewandert. Manche meinen, die Krise des Westens habe ihren Ursprung eigentlich im Aufstieg Chinas, die Karten seien eben neu verteilt worden.
Das hat man in den 1980er-Jahren auch über Japan gesagt. Der Aufstieg Japans hat damals Währungskrisen ausgelöst. Aber Kapitalismus ist kein linearer Prozess. China wirkt heute sehr robust, gleichzeitig ist es aber sehr verwundbar, geradezu fragil: Es gibt enorme Ungleichheit, das Bildungssystem ist sehr wenig flexibel. Die Chinesische Kommunistische Partei ist sehr risikoscheu. Soweit ich das beurteilen kann, hat auch China eine Krisenphase vor sich.
Sie fordern, dass Arbeit wieder im Zentrum der Ökonomie und der Politik stehe.
Meine ganz persönliche Meinung: Menschen müssen einen Job ausüben können, den sie zumindest eine Zeit lang gerne machen. Deshalb habe ich vor einigen Jahren ein Buch mit dem Titel: „Handwerk“ geschrieben. Da geht es um mehr als um manuelle Arbeit. Es geht darum, dass Menschen arbeiten, nicht weil sie der nächste Bill Gates werden wollen, sondern weil sie Freude an ihrer Arbeit und am Produkt ihrer Arbeit haben.
Sie glauben, diese Art von Arbeit, aber auch eine andere Form des Konsums wären ein Serum gegen das Virus der Krise.
In so einer neuen Wirtschaftswelt wäre etwa Italien mit seiner noch immer lebendigen Handwerkskunst erfolgreich.
Wie sähe dieses neue Wirtschaften aus?
Man kauft sich nicht jedes Mal ein neues Mobiltelefon, nur um das neueste Modell zu besitzen, sondern man behält das alte, solange es gut funktioniert. Wenn man ein Auto hat, mit dem man zufrieden ist, behält man auch das. Aber für den modernen Kapitalismus wäre das mehr als fatal. Denn der basiert auf Verschwendung. Die meisten Menschen benützen nur zwischen zwei und fünf Prozent des Potenzials ihres Computers. Dennoch kaufen sie alle paar Jahre ein neues Modell, das noch schneller ist, das noch mehr Speicherplatz bietet. Wir konsumieren längst nur mehr Potenzial. Etwa beim Beispiel Smartphones: Wenn man tatsächlich die 50.000 existierenden Apps herunterladen würde, da würde man wohl verrückt werden. Aber es geht vielen Konsumenten darum, was sie tun könnten, und nicht darum, was sie tatsächlich brauchen. Man ist aber nicht nur Konsument, sondern vor allem Mensch. Als solcher sollte man sich fragen: Wie lebt man ein erfülltes Leben?
Konkret bedeutet das...
...es geht im Leben nicht nur ums Geld: Angenommen, jemand würde zu Ihnen sagen: „Warum geben Sie nicht einfach den Journalismus auf! Sie könnten mit etwas anderem viel mehr Geld verdienen.“ Würden Sie das machen?
Hm, schwierig zu beantworten. Kommt wohl auf die Alternative an.
(Lacht.) Das kann ich nachvollziehen. Was ich sagen will: Anstatt zu versuchen, dem Wachstum hinterherzurennen, müssen wir uns darüber klar werden: Was wollen wir besitzen? Was wollen wir produzieren? Womit wollen wir unser Geld verdienen? Das könnte auch ein zufriedeneres Leben mit sich bringen. Was mir an den Occupy-Wall- Street-Aktivisten aufgefallen ist: Sie haben die Hoffnung auf die Politik aufgegeben. Die Zivilgesellschaft gewinnt an Bedeutung, das Vertrauen in den Parteienstaat, in organisierte Formen der Politik, ist erschüttert. Das ist ein wirklicher Wendepunkt.
Im Moment hat der Begriff „Glück“ Konjunktur. Der Rat der Glücksforscher: Anstatt die Produktivität von Gesellschaften zu vergleichen, sollten die Soziologen und Ökonomen Zufriedenheit und Glück in verschiedenen Gesellschaften analysieren.
Mir ist der Begriff „Happiness“ zu kindisch. „Zufriedenheit“, damit kann ich mehr anfangen. Wir kommt man zur Zufriedenheit? Es geht um die Mentalität des Begehrens und des Handelns. Wenn man von „Begehren“ spricht, dann klingt das zwar so, als ginge es nicht um Politik. Tut es aber. Das ist dann so etwas wie Politik, die nach der Verzweiflung kommt. Jener Diskurs, der nach der Frage: „Und was nun?“ kommt. Wie bewegt man sich in einer Welt, von der man weiß, dass einen Machtstrukturen umklammert halten, die nur daran interessiert sind, die Bedürfnisse und Interessen des obersten Prozent der Bevölkerung zu befriedigen? Die Hoffnung darauf, dass einem die Politik bei der Beantwortung dieser Frage weiterhilft, ist verflogen. Also müssen die Menschen sich selbst an die Beantwortung dieser Frage machen.
Richard Sennett(geboren am 1.1.1943 in Chicago, Illinois) ist Soziologe an der New York University und der London School of Economics and Political Science.
In seinem jüngsten Buch „Handwerk“ (Berlin-Verlag, 2008) fordert er eine Rückbesinnung auf Leistungen der individuellen Arbeit. Die Produktionsbedingungen, die der Finanzkapitalismus vorgibt, weist der bekennende Linke Sennett zurück und fordert, die Arbeitsumstände für die Menschen so zu gestalten, dass Arbeiter und Angestellte ihre Tätigkeit möglichst gut zu verrichten trachten.
Zuletzt war Sennett auf Einladung des Bruno-Kreisky-Forums für internationalen Dialog in Wien.
© DiePresse.com
Richard Sennett: Was Großbritannien betrifft: Junge Menschen finden keine Arbeit, sie sind politisch nicht aktiv, weil sie nicht glauben, dass die Politik Probleme lösen kann. Die meisten jungen Menschen in Großbritannien blicken ihrer Zukunft recht apathisch entgegen. Sie sehen sich als verlorene Generation.
Die Occupy-Wall-Street-Leute machen die Banken als Hauptfeind aus.
Man darf es sich nicht zu leicht machen und einfach die Banken für alles Übel verantwortlich machen. Klar ist: Finanzkapital wertet den Faktor Arbeit ab. Das ist aber ein strukturelles Problem und weniger ein Phänomen der Kreditkrise. Die Menschen merken nun, dass dieses System Unsicherheit und Prekariat bringt. Das System generiert mehr und mehr Ungleichheit – die Mittelschicht stagniert, die Einkommen der obersten Spitze entwickeln sich sehr dynamisch, und unten fällt der Boden heraus.
In den USA sind die Einkommen des reichsten einen Prozent von 1979 bis 2007 um 275 Prozent gewachsen, die des ärmsten Fünftels nur um 18 Prozent. In Österreich ist die Einkommensungleichheit niedriger und die Schere geht auch nicht so weit auseinander.
Österreich hat mit der Sozialpartnerschaft ein ganz gutes, krisenresistentes Modell: Die Menschen haben ein höheres Maß an Jobsicherheit. Die niedrigere Jugendarbeitslosigkeit gibt jungen Menschen Zukunftschancen. Auch ist die Volkswirtschaft weniger auf das Finanzkapital fokussiert. Denn das ist die Krux: Ein auf Finanzkapital aufgebautes System ist an kurzfristigen Ergebnissen interessiert, die Unternehmen achten weniger auf langfristige Strategien. Dieses in den USA propagierte Wirtschaftsmodell erscheint übrigens seit 2008 viel unattraktiver.
Und was ist aus dem Amerikanischen Traum geworden?
Der ist ausgeträumt. Wenn Sie heute in Österreich, Deutschland oder Frankreich aufwachsen, dann haben sie es leichter, von unten nach oben – vom Tellerwäscher zum Millionär – aufzusteigen. Die soziale Mobilität ist in Europa heute viel größer als in den USA, das hat zuletzt eine Studie des Pew Charitable Trust gezeigt. Die Mittelschicht stagniert in den USA seit 30 Jahren, es wurden auch kaum Jobs in diesen Bereichen geschaffen. Und wenn Arbeitsplätze geschaffen werden, dann schlecht bezahlte Dienstleistungsjobs für Leute, die an der Supermarktkasse arbeiten und einem die Tüte füllen. Die Zahl der Klein- und Mittelbetriebe ist in den USA gesunken, das sind keine guten Voraussetzungen für den amerikanischen Traum. Die meisten Amerikaner sind nun übrigens aufgewacht, und es ist ihnen bewusst geworden: Amerika ist ein Land, dessen beste Zeit vorbei ist.
Wo bleibt das Positive?
Wir brauchen einen neuen sozialen Vertrag, der in unsere Zeit passt: Wir brauchen eine Gesellschaft, in der anerkannt wird, dass nicht alle Menschen zu jeder Zeit 100 Prozent produktiv sein können und müssen. Es gibt nämlich ein strukturelles Überangebot an talentierten, fähigen Menschen. Das hat mit dem technologischen Wandel zu tun, moderne Maschinen machen heute Dinge, die früher von Menschen billiger erledigt wurden. Im späten 19.Jahrhundert hatten die Menschen Angst, dass sie bald von Maschinen ersetzt werden. Doch diese Angst war unbegründet. Denn damals waren die Maschinen so teuer, dass es eine Zeit lang billiger war, den Arbeitern billige Löhne zu zahlen und vorerst auf die Automatisierung zu verzichten. Heute ist das nicht mehr der Fall. Ich bin immer noch ein ganz altmodischer Sozialist: Ich glaube, dass Arbeit dem Menschen Selbstwertgefühl und Würde gibt.
Seit der Öffnung Chinas Ende der 1970er-Jahre sind viele Jobs nach Fernost abgewandert. Manche meinen, die Krise des Westens habe ihren Ursprung eigentlich im Aufstieg Chinas, die Karten seien eben neu verteilt worden.
Das hat man in den 1980er-Jahren auch über Japan gesagt. Der Aufstieg Japans hat damals Währungskrisen ausgelöst. Aber Kapitalismus ist kein linearer Prozess. China wirkt heute sehr robust, gleichzeitig ist es aber sehr verwundbar, geradezu fragil: Es gibt enorme Ungleichheit, das Bildungssystem ist sehr wenig flexibel. Die Chinesische Kommunistische Partei ist sehr risikoscheu. Soweit ich das beurteilen kann, hat auch China eine Krisenphase vor sich.
Sie fordern, dass Arbeit wieder im Zentrum der Ökonomie und der Politik stehe.
Meine ganz persönliche Meinung: Menschen müssen einen Job ausüben können, den sie zumindest eine Zeit lang gerne machen. Deshalb habe ich vor einigen Jahren ein Buch mit dem Titel: „Handwerk“ geschrieben. Da geht es um mehr als um manuelle Arbeit. Es geht darum, dass Menschen arbeiten, nicht weil sie der nächste Bill Gates werden wollen, sondern weil sie Freude an ihrer Arbeit und am Produkt ihrer Arbeit haben.
Sie glauben, diese Art von Arbeit, aber auch eine andere Form des Konsums wären ein Serum gegen das Virus der Krise.
In so einer neuen Wirtschaftswelt wäre etwa Italien mit seiner noch immer lebendigen Handwerkskunst erfolgreich.
Wie sähe dieses neue Wirtschaften aus?
Man kauft sich nicht jedes Mal ein neues Mobiltelefon, nur um das neueste Modell zu besitzen, sondern man behält das alte, solange es gut funktioniert. Wenn man ein Auto hat, mit dem man zufrieden ist, behält man auch das. Aber für den modernen Kapitalismus wäre das mehr als fatal. Denn der basiert auf Verschwendung. Die meisten Menschen benützen nur zwischen zwei und fünf Prozent des Potenzials ihres Computers. Dennoch kaufen sie alle paar Jahre ein neues Modell, das noch schneller ist, das noch mehr Speicherplatz bietet. Wir konsumieren längst nur mehr Potenzial. Etwa beim Beispiel Smartphones: Wenn man tatsächlich die 50.000 existierenden Apps herunterladen würde, da würde man wohl verrückt werden. Aber es geht vielen Konsumenten darum, was sie tun könnten, und nicht darum, was sie tatsächlich brauchen. Man ist aber nicht nur Konsument, sondern vor allem Mensch. Als solcher sollte man sich fragen: Wie lebt man ein erfülltes Leben?
Konkret bedeutet das...
...es geht im Leben nicht nur ums Geld: Angenommen, jemand würde zu Ihnen sagen: „Warum geben Sie nicht einfach den Journalismus auf! Sie könnten mit etwas anderem viel mehr Geld verdienen.“ Würden Sie das machen?
Hm, schwierig zu beantworten. Kommt wohl auf die Alternative an.
(Lacht.) Das kann ich nachvollziehen. Was ich sagen will: Anstatt zu versuchen, dem Wachstum hinterherzurennen, müssen wir uns darüber klar werden: Was wollen wir besitzen? Was wollen wir produzieren? Womit wollen wir unser Geld verdienen? Das könnte auch ein zufriedeneres Leben mit sich bringen. Was mir an den Occupy-Wall- Street-Aktivisten aufgefallen ist: Sie haben die Hoffnung auf die Politik aufgegeben. Die Zivilgesellschaft gewinnt an Bedeutung, das Vertrauen in den Parteienstaat, in organisierte Formen der Politik, ist erschüttert. Das ist ein wirklicher Wendepunkt.
Im Moment hat der Begriff „Glück“ Konjunktur. Der Rat der Glücksforscher: Anstatt die Produktivität von Gesellschaften zu vergleichen, sollten die Soziologen und Ökonomen Zufriedenheit und Glück in verschiedenen Gesellschaften analysieren.
Mir ist der Begriff „Happiness“ zu kindisch. „Zufriedenheit“, damit kann ich mehr anfangen. Wir kommt man zur Zufriedenheit? Es geht um die Mentalität des Begehrens und des Handelns. Wenn man von „Begehren“ spricht, dann klingt das zwar so, als ginge es nicht um Politik. Tut es aber. Das ist dann so etwas wie Politik, die nach der Verzweiflung kommt. Jener Diskurs, der nach der Frage: „Und was nun?“ kommt. Wie bewegt man sich in einer Welt, von der man weiß, dass einen Machtstrukturen umklammert halten, die nur daran interessiert sind, die Bedürfnisse und Interessen des obersten Prozent der Bevölkerung zu befriedigen? Die Hoffnung darauf, dass einem die Politik bei der Beantwortung dieser Frage weiterhilft, ist verflogen. Also müssen die Menschen sich selbst an die Beantwortung dieser Frage machen.
Richard Sennett(geboren am 1.1.1943 in Chicago, Illinois) ist Soziologe an der New York University und der London School of Economics and Political Science.
In seinem jüngsten Buch „Handwerk“ (Berlin-Verlag, 2008) fordert er eine Rückbesinnung auf Leistungen der individuellen Arbeit. Die Produktionsbedingungen, die der Finanzkapitalismus vorgibt, weist der bekennende Linke Sennett zurück und fordert, die Arbeitsumstände für die Menschen so zu gestalten, dass Arbeiter und Angestellte ihre Tätigkeit möglichst gut zu verrichten trachten.
Zuletzt war Sennett auf Einladung des Bruno-Kreisky-Forums für internationalen Dialog in Wien.
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