Liebe FreundInnen der AG Politische Psychologie,
liebe Interessierte,
unsere diessemestrige Vortragsreihe an der Ada-und-Theodor-Lessing-Volkshochschule Hannover (Burgstraße 14, 30159 Hannover) steht unter dem Titel "Theodor Lessing und Peter Brückner. Unzeitgemäße Außenseiter und politische Dissidenten in Hannover" und startet am 17. April:
Im Foyer der VHS-Hannover hängt das große Bild des hannoverschen Malers Detlev Kappeler „Zu Theodor Lessing" von 1985, das ursprünglich zur Ehrung des aus der Technischen Hochschule Hannover geworfenen und von den Nationalsozialisten ermordeten Hochschullehrers in den Räumen der hannoverschen Universität aufgehängt werden sollte. Doch der damalige Uni-Präsident lehnte die Anbringung kategorisch unter Hinweis auf den neben Lessing ebenfalls im Vordergrund abgebildeten Hochschullehrer Peter Brückner ab. Die Verfolgung und Ermordung Lessings sei nicht mit den Vorgängen um die erst einige Jahre zuvor erfolgten politisch begründeten Suspendierungen Brückners zu vergleichen und die Ehrung Lessings dürfe daher auf keinen Fall mit politischer Kritik an der Gegenwart vermischt werden. Dies verkennt trotz historischer Unterschiede die Parallelen in der jeweiligen Verschränkung von Geschichte, Politik und Lebensgeschichte. Kappelers Begründung für seine Bildgestaltung ist daher nach wie vor hochaktuell: „An Lessing erinnern, heißt, vor einer ähnlichen Entwicklung, an der 1933 Lessing starb, zu warnen. Brückner muß deshalb Bestandteil der Bildkomposition sein."
Angesichts dieses Bildes in ihrem Foyer und anlässlich des 100sten Jahrestags ihrer Gründung wird die Ada und Theodor-Lessing Volkshochschule Hannover in Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft Politische Psychologie (www.agpolpsy.de) und dem Institut für Soziologie an der Leibniz Universität Hannover (www.ish.uni-hannover.de) der Bedeutung und der Verbindung dieser beiden ausgegrenzten Hannoveraner Wissenschaftler nachgehen und an ausgewählten Schwerpunktthemen einer kritischen Würdigung unterziehen.
Zum Bild von Detlev Kappeler und den historischen Debatten um dieses gibt es auf der Homepage der AG PolPsy auch noch einen älteren Text.
Mittwoch,17. April, 18:30 Uhr
Dr. Kay Schweigmann-Greve (Hannover):
Theodor Lessing - Jude, Demokrat, Sozialist und Frauenrechtler.
Hassobjekt und Mordopfer der politischen Rechten
Theodor Lessing, dessen Leben in Hannover beleuchtet werden soll, war eine besondere Hassfigur für die politische Rechte, nicht nur der Nationalsozialisten: Als Demokrat und Sozialist und selbstbewusster Jude und Zionist stellte er die autoritären, maskulinen und „vaterländischen" Grundlagen der Gesellschaft des Kaiserreiches infrage. Er verkörperte nicht erst in der Weimarer Republik als kritisch reflektierender Intellektueller den neuen mündigen Bürger, der Missstände und Defizite in Staat und Gesellschaft öffentlich benannte. Vom Eintreten für das Frauenwahlrecht bis zum Aufbau der Volkshochschule Hannover gemeinsam mit seiner Frau Ada bis zum weitsichtigen Hinweis auf die gesundheitliche Belastung der Menschen durch Lärm, um nur Weniges zu nennen, stellte er „respektlos" all das infrage, was die Macht der alten Eliten festigte: Patriarchat, antisemitische Ausgrenzung, Unbildung der Arbeiterschaft und eine kapitalistische Wirtschaftsordnung, die humane Lebens- und Arbeitsbedingungen in der ökonomisch expandierenden Stadtgesellschaft verhinderte.
Lessing stritt für eine echte Transformation der wilhelminischen Gesellschaft. Für ihn, der die meisten Feindbilder der Gegner der Weimarer Staatsform verkörperte, endete dieser Einsatz tödlich.
Die weiteren Vorträge dieser Reihe:
Mittwoch, 8. Mai, 18:30 Uhr
Prof. Dr. Rolf Pohl (Hannover):
„Wir sind kulturgetarnte Raubaffen, verhinderte Raubtiere"
Kritik, Gehalt und Aktualität der politischen Psychologie Theodor Lessings
Mittwoch, 19. Juni, 18:30 Uhr
Dr. Theo Becker (Hannover):
Peter Brückner (1922-1982)
Spurensuche: Von der Gestaltpsychologie zur Politischen Psychologie
Mittwoch, 10. Juli, 18:30 Uhr
Maria Tsenekidou (Hannover):
Bildung und Befreiung.
Zur Geschichte und Aktualität der Politischen Psychologie am Beispiel Peter Brückner
Veranstaltungsort: Ada-und-Theodor-Lessing-Volkshochschule Hannover, Burgstraße 14, 30159 Hannover.
Eine Veranstaltungsreihe der VHS-Hannover mit der Arbeitsgemeinschaft Politische Psychologie und dem Institut für Soziologie an der Leibniz Universität Hannover.
Wir hoffen auf Ihr/Euer Interesse und auf zahlreiches Erscheinen,
herzliche Grüße,
Ihre/Eure Arbeitsgemeinschaft Politische Psychologie
www.agpolpsy.de
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