Mittwoch, 1. April 2009

Fortbildung Genderspezifische Gesundheitsförderung

(Bildungsnetzwerk – Fonds Gesundes Österreich)

Über das körperliche, geistige und psychische Wohlbefinden eines Menschen entscheidet nicht zuletzt sein Geschlecht. Sowohl die körperlichen Geschlechtseigenschaften (Sex) als auch die sozial erworbenen (Gender) haben Einfluss auf die gesundheitliche Verfassung. Das Leiden von Frauen und Männern hat vielfach andere Ursachen und findet Ausdruck in unterschiedlichen Beschwerden. Das Geschlecht des Betroffenen hat nicht selten Auswirkungen auf die Wahrnehmung und Deutung von Symptomen und im weiteren Verlauf auf Bereitstellung bzw. Inanspruchnahme von Hilfestellung.
Ressourcen, die zur Wahrung der seelischen Balance beitragen, und Verwundungen, die bisweilen in Krankheitsanfälligkeit münden, weisen häufig eine geschlechtliche Prägung auf.
Gesundheitsrelevantes Verhalten, etwa im Bereich von Ernährung und Sport, trägt vielfach zur Herstellung von Geschlechtsidentität bei. Die Praxis des „Doing Gender“ spiegelt sich auch in Erkrankungsstatistiken wider. Diesen können wir entnehmen, dass Frauen und Männer teilweise zu anderen Krankheitsbildern tendieren. Depressionen, Angst- und Essstörungen beispielsweise zählen zur weiblichen Domäne, während bei der Alkohol- und Drogenabhängigkeit traditionellerweise die Männer die Führung übernehmen. Das Wissen um geschlechtsspezifische Erkrankungsrisiken ermöglicht eine Gesundheitsförderung, in welcher den weiblichen und männlichen Lebenswirklichkeiten eine systematische Berücksichtigung zuteil wird.

Ziele: Die TeilnehmerInnen
• schärfen ihre Wahrnehmung hinsichtlich der Bedeutung von Geschlechterrollen und genderspezifischen Lebensumständen für Gesunderhaltung bzw. Krankheitsentstehung.

• erhalten Informationen über das Zusammenwirken von Geschlecht, sozialem Status und Lebensalter hinsichtlich Wohlbefinden.

• erhalten Gelegenheit, darüber zu reflektieren, wie sie Standards des Gender-Mainstreaming in ihren eigenen Gesundheitsprojekten zur Anwendung bringen können.
Inhalte:
• Wie kommen wir zu einem geschlechtssensiblen Zugang in der Gesundheitsförderung? Eine Auseinandersetzung mit weiblichen und männlichen Leitbildern soll einen Einblick geben in die Bedeutung des Geschlechts bei der Erlangung und Erhaltung von Gesundheit sowie bei der Entstehung und Überwindung von Krankheit.

• Gesundheitsförderung an der Schnittstelle von Generation und Geschlecht. Geschlechtsbezogene Herausforderungen und belastende Lebensumstände verändern sich im Laufe der Biografie. Je nach Lebensabschnitt bedarf es demnach eines gezielten Empowerments, um krisenhaften Entwicklungen vorbeugen zu können.

• Buben, die weinen und Mädchen, die schreien. Welchen Einfluss hat die Emanzipation auf die Verteilung von psychischen Erkrankungen zwischen den Geschlechtern? Inwieweit verhindern geschlechtsstereotype Scheuklappen die Wahrnehmung aktueller Trends?

• Die Auseinandersetzung mit genderspezifischen Erklärungsansätzen zur Suchtentstehung soll einen Einblick geben in die Bedeutung des Geschlechts für die Entwicklung von Substanz-Vorlieben, Konsummuster und Veranlagung für Sucht.

• Am Beispiel der Angststörung soll veranschaulicht werden, welche Auswirkung das Geschlecht des Patienten auf Diagnostik, Medikamentenverschreibung und Auswahl psychotherapeutischer Verfahren hat.
Methoden: Impulsreferate und Kleingruppenarbeit

Zielgruppen: Menschen in Gesundheitsberufen, Krankenpflegepersonal, PsychotherapeutInnen, MitarbeiterInnen von Frauen- und Männerberatungsstellen, JugendberaterInnen, LehrerInnen, ErziehungsberaterInnen u.a.

Referentin:
Dr. Ulrike Paul, Psychologin, Systemische Familientherapeutin und Sexualpädagogin. Seit 1991 Mitarbeiterin in der AIDS-Hilfe Tirol in den Bereichen Prävention und Beratung. Schwerpunkte in der psychotherapeutischen Tätigkeit: Sucht- und Abhängigkeitserkrankungen, psychosexuelle Identitätsstörungen, Angststörungen und kognitive Beeinträchtigungen. Lehrbeauftragte am Institut für Psychologie der Universität Innsbruck und am MCI-Soziale Arbeit. Im SS 2010 Lehrbeauftragte am Institut für Soziologie - Bereich Geschlechtersoziologie und Gender Studies der Universität Graz. Redakteurin der Jugendzeitschrift „Jungösterreich“.

Termin: Di 26.- Mi 27. Mai 2009, jeweils 9.30 – 17.30 Uhr
Ort: Hotel Seespitz, Innsbrucker Straße 1, 6100 Seefeld i. T.

Anmeldung: bis 5. Mai 2009

Anmeldung ergeht an:
Friedrich Lackner,
avomed – Arbeitskreis für Vorsorgemedizin und Gesundheitsförderung in Tirol
Anichstraße 6
6020 Innsbruck
Tel: 0512/586063
Fax: 0512/583023
E-Mail: avomed[at]avomed.at

Teilnahmegebühr: EURO 60.-
Maximale TeilnehmerInnenanzahl: 15 Personen

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