Politische Psychologie – feministische Kritik
In den meisten klassischen Ansätzen der psychoanalytischen Politischen Psychologie bleibt „Geschlecht" sowohl als gesellschaftliche Strukturkategorie unreflektiert als auch in seiner zentralen Bedeutung für die Subjektentwicklung ausgeblendet. Gleichzeitig werden oftmals implizit Gender-Vorstellungen vertreten, die als Tradierung von Geschlechterklischees zu problematisieren sind. Zudem drängt sich der Eindruck auf, die Politische Psychologie sei eine Männerdomäne, in der Beiträge von Frauen marginalisiert oder ignoriert werden. Eine grundsätzliche kritische Auseinandersetzung mit den Geschlechterentwürfen in der Politischen Psychologie ist daher dringend notwendig.
Parallel zur Entwicklung der Politischen Psychologie ab den 1970er Jahren hat sich im Kontext der feministischen Bewegung eine kritische Geschlechter(verhältnis)forschung entwickelt, die auch psychoanalytische und/oder sozialpsychologische Perspektive eingenommen hat. Diese setzt sich nicht nur kritisch mit bestehenden psychoanalytischen Konzepten der Konstitution von Geschlechtsidentität auseinander und entwickelt diese weiter, sondern thematisiert Geschlechterverhältnisse systematisch als zentralen Aspekt gesellschaftlicher Verhältnisse. Diese Linie gilt es für eine Weiterentwicklung der Politischen Psychologie aufzugreifen, soll diese nicht hinter dem Diskussionsstand der Geschlechterforschung zurückbleiben und damit einer defizitären Perspektive auf Gesellschaft aufsitzen. Eine feministische Kritik der Politischen Psychologie verweist damit weiterführend auf die Möglichkeit und die Notwendigkeit, unterschiedlich gelagerte Ungleichheits- und Gewaltverhältnisse politisch-psychologisch genauer zu analysieren.
Unsere kleine Tagung soll diese Problematik reflektieren. In drei Vorträgen und den anschließenden Diskussionen soll den impliziten Vorstellungen und Ausblendungen von Geschlecht in politisch-psychologischen Ansätzen, aber auch möglichen Anschlussstellen innerhalb der Politischen Psychologie für aktuelle feministische Debatten nachgegangen werden.
Programm:
12.00 Uhr: Einführung/Begrüßung
12.15-13.45 Uhr:
Julia König: Abstraktion und Blindheit. Geschlechtstheoretische Implikationen in Alfred Lorenzers Sozialisationstheorie que(e)r gelesen.
- Diskussion -
13.45-15.15 Uhr:
Regina Becker-Schmidt: Politisch-psychologische Gedanken zu asymmetrischen Tauschverhältnissen aus feministischer Sicht
- Diskussion -
15.30-17.00 Uhr:
Sebastian Winter: „Ich liebe deutsche Land". Eine Interpretation von „Lena" als Nationalsymbol des „Partypatriotismus" aus politisch-psychologischer und geschlechterkritischer Perspektive
- Diskussion -
17.00-18.00 Uhr: Abschlussdiskussion
Ort:
Leibniz-Universität Hannover, Hauptgebäude, Welfengarten 1, Raum F342.
Der Eintritt ist frei.
Arbeitsgemeinschaft Politische Psychologie
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