Sonntag, 13. Mai 2012

Eigene Kindheit als Vergangenheit und Gegenwart des Erwachsenen (#kritischepsychologie #holzkamp http://criptpsych.blogspot.com) Zitat aus der Grundlegung der Psychologie von Klaus Holzkamp

"Der früher herausgehobene 'Als-ob'-Modus des Deutens als um die 'doppelte Möglichkeit' verkürztes Denken [...], in welchem das Individuum die Unmittelbarkeit seiner Lebenslage so 'denkt', als ob sie die ganze Wirklichkeit sei [...], wäre mithin im Falle der 'Kindheits-Fixierung' durch den Aspekt konkretisiert, daß hier das Individuum so denkt, als ob die kindlichen Erfahungs- und Bewältigungsweisen vor dem Entwicklungszug der Unmittebarkeitsüberschreitung auch heute noch, für den Erwachsenen, die einzig mögliche, daher unhinterfragbar 'natürliche' Form der Welt- und Selbstbegegnung wären. Die 'restriktive' Alternative der Handlungsfähigkeit würde also so gesehen in dem Sinne durch die 'Kindheits-Fixierung begünstigt, daß hier kindliche Erfahrungs-,  Beziehungs- und Verfügungsformen über den biographischen Abschnitt ihrer subjektiven Entwicklungsnotwensigkeit hinaus, also quasi außerhalb der Bedingungen ihres primär funktionalen Anwendungsbereichs, beibehalten werden, ohne daß die Abwesenheit der 'Prämissen', unter denen diese Erfahrungsweisen in der Kindheit subjektiv begründet/funktional waren, dabei bewußt wird. Der Umstand, daß der Erwachsene mit seiner 'restriktiven' Unmittelbarkeitsverhaftetheit nicht 'als Kind', sondernn lediglich in gewissem Sinne 'wie ein Kind' handelt, wäre so nicht reflektierbar und die restriktiv-deutende Welt- und Selbstsicht gewönne so an Glätte und Festigkeit selbstverständlicher Funktionalität." (Klaus Holzkamp, Grundlegung der Psychologie, 1985, Frankfurt/M.: Campus, S.500f.)

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