Mittwoch, 19. Dezember 2012

CfP Polyamory (http://criticalpsychology.wordpress.com #Polyamory #journalfuerpsychologie #cfp) Themenheft »Polyamory« Journal fuer Psychologie, Frist bis 15.02.13

 

 
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Hannelore Koller
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Call for Papers des Journal für Psychologie zum Themenheft »Polyamory«
herausgegeben von Peter Mattes & Martin Dege

In jüngster Zeit flackert in seriösen, wie in den, den Erregungsmarkt bedienenden Medien,
ebenso wie in Diskursen der intellektuellen, europäischen und nordamerikanischen Urbanität
eine Lebensstilvariante der gelebten Erotik auf, noch sperrig benannt als: Polyamory. Damit ist
ein »Beziehungskonzept« gemeint, »das es ermöglicht, sexuelle und/oder Liebesbeziehungen
mit mehreren PartnerInnen gleichzeitig einzugehen« unter der »Voraussetzung [...], dass alle
Beteiligten um den nicht-monogamen Charakter der Beziehung wissen und diesen
befürworten« (Klesse 2007, S. 315). Von vielen belächelt als eine altbekannte Praxis des schon
immer mehr oder weniger in den Winkeln unserer Kultur vollzogenen, wenn auch kaum
legitimierten frohen Lebens, wird sie von anderen erlebt und performiert als eine Erweiterung
der Möglichkeitsräume des Begehrens.

Das Journal für Psychologie plant zu dieser Thematik eine Ausgabe.
Zunächst wären Darstellungen - besonders aus dem gelebten Alltag - , historische und
kulturanthropologische Abhandlungen sowie sozialempirische Untersuchungen dessen, was
sich als Polyamory bezeichnet, für unseren (diesbezüglich vielleicht nicht hinlänglich
informierten) LeserInnenkreis hilfreich und erwünscht.
Queer-TheoretikerInnen beanspruchen Polyamory als eine der Dekonstruktionspraxen von
Heteronormativität. Und hier wird es unseres Erachtens für Sozial- und
HumanwissenschaftlerInnen interessant.

Wenn wir die Performanzen des Begehrens mit Foucault als geregelt in einem Dispositiv sehen
wollen, als »ein entschieden heterogenes Ensemble, das Diskurse, Institutionen,
architektonische Einrichtungen, reglementierende Entscheidungen, Gesetze, administrative
Maßnahmen, wissenschaftliche Aussagen, philosophische, moralische oder philanthropische
Lehrsätze [...] umfasst« (Foucault 1978, S. 119f.), dann könnte uns die Betrachtung und
Analyse eines solchen Phänomens zu vielfachen Einblicken in die diskursive Verfasstheit auch
unserer Wissenschaftsdisziplinen, die ja unter anderem mit Sexualität, zwischenmenschlichen
Beziehungen, sozialen und kulturellen Instituierungen zu tun haben, verhelfen. Es könnte z.B.
gefragt werden
• ob und inwieweit die dyadischen Grundannahmen der Psychoanalyse sowie einiger
Sozialpsychologien Allgemeingültigkeit beanspruchen können,
• nach der Berechtigung von konzeptstrukturierenden Paarbeziehungsansätzen in vielen
Therapie- und Beratungsvorgaben,
• überhaupt nach den Exklusionen, eindimensionale Bipolaritäten annehmender
anthropologischer und psychologischer Modelle
• und insbesondere nach dem im biopsychosozialen Diskurs präformierten Machtgefüge,
das einen beträchtlichen Teil unseres Alltagslebens aktuell zusammenhält - und
womöglich auch seine Besonderheiten hervorbringt.
• ob und inwieweit die dyadischen Grundannahmen gesellschaftspolitisch unhinterfragt
bleiben und die Koordination, Organisation und Leistungsfähigkeit bzw. -steigerung
einer Gesellschaft in ihren Normen, Werten und politischen Einstellungen wesentlich
bestimmen.

Aber auch an Texten, die jenseits unseres Erwartungsspektrums liegen, sind wir sehr
interessiert. Sie unterliegen - wie alle anderen - dem im Journal für Psychologie praktizierten
Peer-Review-Verfahren.
Die Herausgeber dieser Schwerpunktausgabe sind Peter Mattes (Berlin/Wien) und Martin Dege
(New Haven).
Falls Sie sich mit einem Beitrag an diesem Schwerpunktheft beteiligen wollen, senden Sie bitte
zu unserer Orientierung bis 15. Februar 2013 ein Abstract (max. 1 Seite) an:
petermattes[at]aol.com und mdege[at]clarku.edu
Sie erhalten zu Ihrem Abstract ein Feedback bis Ende Februar. Die Endfassung Ihres
Manuskripts sollte bis 30. Juni 2013 vorliegen (Zusendung an die Herausgeber oder Upload auf
der Homepage der Zeitschrift). Um die Einhaltung unserer Manuskriptrichtlinien wird
ausdrücklich gebeten (http://www.journal-fuerpsychologie.
de/index.php/jfp/about/submissions#authorGuidelines). Es startet sodann ein
Begutachtungsverfahren (peer review), das Ergebnis wird Ihnen spätestens bis 31. August
2013 mitgeteilt. Falls erforderlich können die Beiträge bis 31. Oktober 2013 von Ihnen
überarbeitet werden. Das Heft soll voraussichtlich im Februar 2014 online im Open Access
erscheinen.

Beiträge jenseits des Themenschwerpunkts sind immer willkommen. Diese reichen Sie bitte
direkt über das Portal auf unserer Website www.journal-fuer-psychologie.de ein.

Zitatnachweis:
Foucault, Michel (1978): Dispositive der Macht. Über Sexualität, Wissen und Wahrheit. Berlin (Merve)
Klesse, Christian (2007): Polyamory - Von dem Versprechen, viele zu lieben. Zeitschrift für Sexualforschung 20 (4) ,
316-330

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