Dienstag, 25. November 2014

#CfP Psycholog_innen prekär. #Fachtagung #GkPP & AG kritische #Sozialpsychologie http://critpsych.blogspot.com

Wien, 18. - 20. September 2015

Wir Psycholog_innen leisten unsere Arbeit in herausfordernden Feldern unter oft schwierigen Rahmenbedingungen. Seit jeher neigen wir dazu, dabei uns selbst und unsere Bedürfnisse zu vergessen. Wir nehmen zu wenig in den Blick, welche Voraussetzungen wir für eine gesunde und befriedigende Tätigkeit brauchen und klammern diese Fragen aus unserer eigenen Fachlichkeit in Praxis, Forschung und Theoriebildung aus. Es braucht aber Instrumente des Denkens, um unsere gesellschaftliche und individuelle Lage als Psycholog_innen begreifen und artikulieren zu können.
Wir vernachlässigen es in der Folge, gemeinsam mit anderen für menschliche Bedingungen in unserem Arbeitsalltag zu kämpfen. Kritische Psychologien problematisieren dies, bleiben aber oft in abstrakten Analysen allgemeinpolitischer Zusammenhänge stecken, anstatt ernst damit zu machen, sich über die jeweils eigene Situation als Psychologe/in klar zu werden und von dort ausgehend gemeinsam mit anderen zu handeln.
Zur konkreten Veränderung sind Instrumente des Handelns gefordert, mit welchen wir uns zur Wehr setzen, für uns selbst eintreten und neue Spielräume schaffen können.
Wir möchten das 30-jährige Bestehen der Gesellschaft kritischer Psychologen und Psychologinnen (GkPP) deshalb zum Anlass nehmen, um, in Zusammenarbeit mit der AG kritische Sozialpsychologie, zuerst einmal von uns selbst und konkreten Handlungsmöglichkeiten, wie auch Handlungsbeschränkungen auszugehen.
In den letzten zwei Jahrzehnten beobachten wir, dass prekäre Verhältnisse, unter denen viele unserer Klient_innen leben mussten und müssen, nun auch uns Psycholog_innen systematisch betreffen. Entlang dreier Themenstränge wollen wir diese aktuellen Entwicklungen genauer in den Blick nehmen:
Psychologische Tätigkeit nach der „neoliberalen Wende":
Spätestens seit Ende der 1990er Jahre werden wir Psycholog_innen in unserem beruflichen Handeln mit Sparzwängen und Kostendruck konfrontiert. Die Ökonomisierung, vor allem im Gesundheits- und Sozialbereich, wird oftmals mittels profitorientierter Managementkonzepte vorangetrieben. Von Psycholog_innen wird verlangt, sich zu optimieren und zu rechtfertigen. Es soll immer mehr in immer kürzerer Zeit geleistet werden, ohne auf Angemessenheit und passende Rahmenbedingungen zu achten. Gleichzeitig erleben viele Kolleg_innen prekarisierte Arbeitsverhältnisse mit geringer sozialer Absicherung und unsicheren Zukunftsperspektiven.
Wie sehen gesellschaftliche und politische Strukturveränderungen im Detail aus, und wie machen sie sich in den psychosozialen Institutionen bemerkbar? Wie sind unsere Erfahrungen mit der Veränderung von Strukturen? Wo finden und erleben wir fördernde Strukturen? Wie und wo haben wir versucht, bestehende Strukturen zu verbessern? Wie und wo sind wir auf die Schaffung neuer Strukturen ausgewichen? Welche Möglichkeiten des solidarischen Zusammenschlusses sozial Arbeitender unterschiedlicher Berufsfelder gibt es?
Aus- und Weiterbildung von Psycholog_innen:
Veränderungen in den Studienbedingungen konfrontieren Studierende mit Konkurrenz- und Leistungsdruck, einem verschulten Ausbildungssystem, standardisierten Inhalten und einem Studium, das mit ihrer Lebens- und Arbeitsrealität wenig zu tun hat. Nach dem Studium arbeiten immer noch viele von uns für ihre postgraduelle Ausbildung ohne adäquate Entlohnung, und auch neben unserer Berufstätigkeit investieren wir viel Zeit und Geld in Weiterbildung, zum Nachteil für Privatleben und Lebensqualität.
Wie lassen sich diese Voraussetzungen beschreiben und begreifen? Was macht das mit dem Selbstverständnis von uns Psycholog_innen als Berufsgruppe? Wie gehen wir als Betroffene mit dieser Situation um? Welche Erfahrungen, Strategien, Überlegungen gibt es dazu? Wie lässt sich darüber ein fachlicher (und selbstwertschätzender) Diskurs führen? Welche Veränderungsmöglichkeiten gibt es und wie können diese solidarisch mit anderen umgesetzt werden?
Subjektive Innensicht von Psycholog_innen:
Die beschriebenen Situationen lösen in uns Ängste, Ohnmachtsgefühle, Aggressionen und vieles mehr aus. Unter dem Druck der institutionellen Anforderungen und der Aufgabe, auf die Bedürfnisse und Nöte der Klient_innen einzugehen, kommen diese Gefühle und ihre Reflexion zu kurz. Oft ist zu wenig Raum, sich der Enge und Einschränkungen bewusst zu werden und uns darüber mit Kolleg_innen zu verständigen. Mangel an Sprache und Bewusstheit führt zu institutionell bedingten Symptomen wie Teamspaltungen, destruktiver Gruppendynamik, Mobbing, selbstaufopferndem Aktivismus oder Druck seitens Vorgesetzter.
Wo zeigen sich solche Abwehrstrukturen, und wie lassen sie sich aufbrechen? Wie können wir einen Umgang mit unseren unterschiedlichen Gefühlslagen finden? Wo erleben wir auch Freude, Erfüllung, Stolz, Begeisterung und Solidarität mit anderen? Welches sind die Bedingungen für solche positiven Erlebnisse? Wie können wir diese aktiv und gemeinsam mit anderen schaffen? Welche Formen des solidarischen Umgangs lassen sich zwischen Kolleg_innen, zwischen unterschiedlichen psychologischen Berufsgruppen, zwischen Angestellten und Prekären wie auch zwischen Psycholog_innen und Klient_innen ableiten?
Wir laden Sie und Euch ganz herzlich ein, uns Vorschläge für Vorträge oder Workshops zu senden, die an der Analyse- oder an der Handlungsebene ansetzen oder sie verbinden. Dies können theoretische Beiträge sein oder Fallanalysen, die von konkreten Erfahrungen in Institutionen, Teams oder in der Arbeit mit Klient_innen ausgehen.
Besonders interessieren uns Berichte von Initiativen zur Verbesserung von Rahmenbedingungen psychologischer Tätigkeit. Wir streben Vielfalt in der Form an: Neben Vorträgen (max. 25 Minuten) mit Diskussion sind auch Workshops in unterschiedlichen Präsentations- und Auseinandersetzungsformen willkommen. Wir werden viel Wert darauf legen, sichere und vertrauensvolle Räume zu schaffen, in denen wir miteinander über Erfahrungen und Handlungsmöglichkeiten sprechen können.
Einreichungen von Abstracts bitte bis 7. 1. 2015 an: tagung2015[at]gkpp.at
Das Organisationsteam:
Andrea Birbaumer, Manfred Buchner, Reinhilde Trinks (GkPP)
Markus Brunner, Stefanie Girstmair, Katharina Hametner, Nora Ruck (AG Kritische Sozialpsychologie)

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