Freitag, 28. Juni 2019

#Commons- und #KritischePsychologie -Veranstaltungen beim #MOVE #Utopia

vom 10.-14.7.2019 findet das MOVE Utopia Festival in Harzgerode statt:
> https://move-utopia.de/de
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> Dort organisiert das Commons-Institut mit dem Netzwerk Kollektive  Selbstverständigung und Freund*innen ein Barrio, also einen thematischen Ort rund um Commons und Kritische Psychologie. Die folgende Liste zeigt die spannenden Themen der Workshops im Barrio.
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> Warum arbeiten?! Eine Sicht der Kritischen Psychologie auf Arbeit(slosigkeit)
>Von Tilman Wendelin Alder
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> Welche Bedeutung hat Arbeit? Offensichtlich wird diese, wenn sie nicht mehr da ist. Arbeitslosigkeit macht v.a. krank, stellen psychologische
Studien fest. Aber warum? Offenbar fehlt den Menschen mehr als nur das
Geld. Welche weiteren Bedürfnisse befriedigt Arbeit im Kapitalismus? In
der Arbeitslosenforschung wird dieses Krank-Machen meist mit Marie
Jahodas Theorie der "psychischen Deprivation" erklärt. In einem kurzen
Input wird ihr ein ideologischer Fehler nachgewiesen, indem sie mit
einer zweiten Theorie analysiert wird: die Kritische Psychologie nach
Klaus Holzkamp. So kann gezeigt werden, dass Handlungsbehinderungen
Freiheit beschränken und für betroffene Personen menschliches Elend bedeuten – ob in Erwerbsarbeit oder in Erwerbslosigkeit. Das Ziel menschlichen Handelns ist Handlungsfähigkeit. Commons können hierfür ein
Rahmen sein.
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> Que(e)r zu Markt und Staat – queere Kapitalismuskritik und die Commons
> Von Jojo Klick
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> Kapitalismuskritik war lange Zeit ein Standard in LGBTIQ-Bewegungen. In
Konflikten wie dem Tuntenstreit innerhalb der deutschen Schwulenbewegung argumentierten beide Seiten marxistisch. Heute ist davon zumindest bei
den großen Christoper Street Days (CSDs) nicht mehr viel geblieben. Der
einführende Vortrag will der Frage nachgehen, warum Kapitalismuskritik
aus queerer Perspektive nach wie vor relevant ist. Und welche
Anknüpfungspunkte es zwischen queerer Theorie & Praxis und Commons (als Alternative zum Kapitalismus) gibt.
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> Eigentum aufheben - aber wie?
>Von Stefan Meretz
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> Menschen stellen das, was sie brauchen, vorsorgend her. Dazu müssen sie unter anderem über natürliche Ressourcen, Vorprodukte und Energie
verfügen können. Wie wird die Verfügung geregelt? Das ist eine Frage, die sich in jeder Gesellschaft stellt. Eine historisch gewachsene Antwort auf diese Frage ist das Eigentum. Es regelt, wer über was verfügen darf und wer davon ausgeschlossen ist. Im Workshop geht es um die historische Entstehung und die aktuellen Formen von Eigentum. Und es geht um die Frage, wie wir nach dem Kapitalismus die Verfügung über Ressourcen und Güter regeln können, wenn es kein Eigentum mehr gibt. Denn Tauschlogik aufheben und Eigentum aufheben sind am Ende das Gleiche. In der ersten Workshophälfte steht ein Input im Vordergrund, während die zweite Hälfte Diskussion und praktischen Erfahrungsaustausch
> dient.
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> Ware Wohnen - Eine kleine politische Ökonomie des Wohnungssektors
>Von Ernst Lohoff
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> Seit die Akkumulation des fiktiven Kapitals an den Finanzmärkten zum Hauptmotor des globalen Kapitalismus geworden ist, sind weltweit in einem Land nach dem anderen die Immobilienpreise durch die Decke gegangen. Jetzt hat es auch die "Mieterrepublik" Deutschland erwischt. Inzwischen meint sogar die Bundesregierung, Wohnen sei "die neue soziale Frage". Nicht von ungefähr wird ausgerechnet das Wohnen unbezahlbar. Der Grund dafür ist keinesfalls eine zu geringe Bautätigkeit, wie viele Ökonomen behaupten. Es liegt vielmehr daran, dass der Immobilienmarkt zugleich ein wichtiger Anlagemarkt ist und der steigende Bodenpreis zu den Hauptpfeilern der Bildung fiktiven Kapitals gehört. Damit das elementare Bedürfnis nach gutem Wohnen nicht immer mehr unter die Räder gerät, muss der Warencharakter von Grund und Boden aufgehoben werden.
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> Ausgetauscht! Warum gutes Leben für alle nur tauschlogikfrei sein kann
> Von Friederike Habermann
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> Frei von Tauschlogik heißt, sich nach Bedürfnissen und Fähigkeiten zu organisieren, statt sich nach Preisen auf einem Markt zu richten. Ein solches Wirtschaften ist nicht nur im Bereich des Möglichen ("Ecommony"), sondern es gibt zahlreiche Gründe, warum eine wahrhaft emanzipatorische Gesellschaft nur tauschlogikfrei sein kann. Entfremdung und Ausbeutung zu kritisieren, dann aber bei der Hoffnung zu verbleiben, demokratische Bestrebungen könnten den Marktmechanismus aufheben, reicht nicht. Denn dieser bewirkt immer Ungerechtigkeiten, die mit der Konstruktion von Identitätskategorien verbunden sind: Welche Gruppe von Menschen scheint besonders geeignet für die unlukrativen Arbeiten? Sind Tiere einfach unsere Ressource? Wessen Leben zählt und wessen Leben nicht?
Zudem zwingt Tauschlogik uns, mit allen in Konkurrenz, das heißt, strukturellem Hass zu leben. Wo doch ein Miteinander einfach möglich wäre. Im interaktiven Vortrag werden die Gründe dargelegt, warum für eine tauschlogikfreie Gesellschaft einzutreten nicht naiv ist, sondern konsequent emanzipatorisch. Anschließend gibt es Raum dafür, tiefer zu gehen und nach Konsequenzen für das eigene Leben zu fragen. Und tauschlogikfreie Beziehungsweisen als Revolution zu verstehen.
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> Polyamorie - widersprüchliche Utopie im Kleinen?
> Von Eva Weyer und Stefan Meretz
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> Wie fühlt sich Polyamorie an? Dass gelebte Polyamorie an gesellschaftliche Normen und Grenzen stößt, sehen wir an emotionalen Herausforderungen, die sie uns stellt, an der Notwendigkeit von Kommunikation und Reflexion und an Reaktionen unseres Umfelds. Diese Herausforderungen zeigen gleichzeitig ein emanzipatorisches Potenzial, romantische Liebe, sexuelle Beziehungen und verbindliche Fürsorge mit mehr als nur einem Menschen zu pflegen. Eine Utopie im kleinen Rahmen?
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> Wir bemerken auch Widersprüche in diesem utopischen Unterfangen. Unsere Möglichkeiten hängen von unseren individualisierten Lebensumständen ab und bleiben unausgeglichen. Wir reproduzieren nicht nur erweiterte Handlungsmöglichkeiten, sondern auch Ausschlüsse. Über die gesellschaftliche Dimension von Polyamorie, das emanzipatorische Moment daran, die Widersprüche und wie sich das alles anfühlt, möchten wir mit euch zusammen nachdenken.
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> Einführung in die kapitalistische Produktionsweise
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> Von Marcus Meindel
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> Bevor der Kapitalismus kritisiert werden kann, muss er verstanden werden. In leichter Sprache und mit vielen Grafiken jagt der Vortrag einmal quer durch den ersten Band des marxschen Kapitals. Statt Marx-Zitaten dient als roten Faden eine Struktur-Formel, welche, einmal begriffen, ein mächtiges Werkzeug zum Verständnis der heutigen Gesellschaft ist. Der Logik des Kapitalismus stellt der Vortrag die Logik des Commonings gegenüber. Dabei werden die wesentlichen Unterschiede zur kapitalistischen Produktion sichtbar, aber auch Probleme aufgezeigt, welchen Commoning derzeit gegenübersteht.
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> Einführung in die Kritische Psychologie
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> Von Lisa Holle und Denis Neumüller
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> Äußerer Wandel und innerer Wandel bedingen einander. Gesellschaftliche braucht individuelle Befreiung und umgekehrt. Deshalb benötigt Emanzipation eine emanzipatorische Psychologie. Kritische Psychologie ist so eine. Sie entstand aus der Studierendenbewegung der 1968er. Ihr Hauptfeature ist der Begriff der Gesellschaftlichkeit des Individuums. Gesellschaft ist nichts äußeres, sie geht durch mich hindurch. Mehr noch: Ich bin Gesellschaft, denn ich mache sie. Jeden Tag. Das heißt wir sind Kapitalismus. Und als kapitalistische Subjekte beziehen wir uns auf unsere Gefühle und Bedürfnisse. Wir geben uns selbst die Schuld, wenn wir keine Arbeit finden, wir versuchen unsere Leistung zu maximieren und jede Minute unseres Lebens sinnvoll zu nutzen. Unsere eigene Gefühle stehen uns hierbei oft genug im Weg, und so verdrängen wir sie. Für die Kritische Psychologie sind Gefühle erkenntnisleitend, nur durch sie können wir uns selbst verstehen. Unsere Gefühle nicht ernst nehmen,  bedeutet also uns selbst ignorieren. Wollen wir uns befreien, so kann der Prozess nur dreifach sein: individuell, kollektiv und gesellschaftlich. Dabei ist die Kritische Psychologie ein gutes Werkzeug. Sie unterstützt unsere individuelle Entfaltung. Sie erlaubt uns, unser Handeln als begründet und unsere Gefühle als erkenntnisleitend zu verstehen. Der Vortrag möchte in die Kritische Psychologie einführen und stellt ihre Praxis der Kollektive Selbstverständigung vor.
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> Vom 'unternehmerischen' zum 'gesellschaftlichen Selbst'? Reflexive
> Gruppenpraktiken im Widerspruch zwischen Anpassung und Emanzipation.
>
> Von Lisa Holle und Denis Neumüller
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> In den 70er Jahren gewannen ‚reflexive Gruppenpraktiken' wie encounter groups, Gruppentherapie und Gruppendynamik-Workshops große Popularität. Während es einigen Ansätzen schon sehr früh im Sinne des Slogans „Das
persönliche ist politisch" um das Verstehen und Überwinden
kapitalistischer Verhältnisse ging (so zum Beispiel die feministischen
‚consciousness raising groups', die 'radical psychiatry' oder Gruppen für radikale Therapie), ist ein großer Teil als Coaching/Beratung, Therapie oder Training zum Bestandteil des neoliberalen Kapitalismus geworden. Einige von Michel Foucault inspirierte Autor*innen sprechen diesen „Technologien des Selbst" eine große Beudeutung in der Produktion einer neoliberalen Subjektivierungsform (dem unternehmerischen Selbst) zu.
> Im 'Netzwerk Kollektive Selbstverständigung' haben wir mit der Kritischen Psychologie Erfahrungen gesammelt und unsere alltäglichen> Lebensführung reflektiert. Wir möchten einige dieser Erfahrungen teilen und gemeinsam mit den Teilnehmer*innen im Workshop das transformative Potenzial kritischer Gruppenreflexionspraktiken erkunden. Kann der emanzipatorische Anspruch reflexiver Praktiken wieder in den Vordergrund treten und zur Überwindung von Kapitalismus und Herrschaft beitragen?
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> Eine Utopie jenseits der Arbeit - Motivierte statt erzwungene Kooperation
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> Von Simon Sutterlütti
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> Wir Menschen sind unheimlich kooperativ. Wir kooperieren mit 7,3 Mrd. Anderen weltweit. Morgens trinken wir Kaffe aus Kambodscha, fahren mit
einem japanischen Bus in die Stadt und hören dazu Musik aus Neufundland.> Doch die kapitalistische Kooperation ist auch unheimlich beschränkt. Ich
backe für andere Brötchen nur, wenn sie mir etwas im Tausch geben.. Meine Oma wird nur gepflegt, wenn ich dafür Geld bezahle. Wir zwingen uns mit Geld und Tausch gegenseitig zur Kooperation. Die Kooperation die hierbei
entsteht nennen wir "Arbeit", sie verlangt nach "äußerer Motivation", also nach Zwang. Und was macht diese "Arbeit" mit uns Menschen?>
> In Commons leben wir eine andere Form der Kooperation. Eine tauschlogikfreie Kooperation die nicht durch Zwang ensteht sondern durch
Lust und Motivation. Aber kann so eine motivierte Kooperation auch eine
globale Gesellschaft zusammenhalten? Und wie könnte so eine Commons-Gesellschaft organisiert sein in der "die Entwicklung eines jeden, die die Bedingung der Entwicklung aller ist"?
> In der ersten Workshophälfte steht ein Input im Vordergrund, in der
zweiten können wir unsere Erfahrungen mit Arbeit, Zwang und Motivation in Alltag und politischen Aktivismus gemeinsam reflektieren und die Utopie weiterdenken.
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> Commons, Keimform, Konstruktion - Wie Kapitalismus überwinden?
>
> Von Simon Sutterlütti
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> Den Kapitalismus können wir nur überwinden, wenn wir neue Beziehungen
> aufbauen. Reform oder Revolution sind die bekannten Antworten auf die
> Frage nach einer grundlegenden gesellschaftlichen Transformation, jedoch
> haben beide Überwindungstheorien die gleiche Schwachstelle: sie
> fokussieren tendenziell auf die Frage ‚Wie ergreifen wir die politische
> Macht?' Doch die eigentliche Transformationsfrage lautet: Wie erreichen
> wir die befreite Gesellschaft? Hierfür ist ein politisch-staatlicher
> Bruch nicht ausreichend, sondern entscheidend ist die Konstruktion
> neuer, befreiender Formen gesellschaftlicher Organisation.
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> Hier hilft die Keimformtheorie welche feststellt, dass eine andere
> Gesellschaft nicht nach der Revolution vom Himmel fällt, sondern sich
> aus Keimformen, neuen Beziehungsweisen, aufbaut und entwickelt. Doch
> welche Keimformen erlauben die Organisation einer
> inklusiven-solidarischen Gesellschaft? Und wie können sich diese
> verallgemeinern? Bei der ersten Frage hilft uns die Commonsforschung,
> die soziale Praktiken wie Solidarische Landwirtschaft,
> Mietshäusersyndikat oder soziale Bewegungen untersucht, welche durch
> Motivation und kollektiver Verfügung statt Arbeitszwang und Eigentum
> soziale Räume solidarischer Bedürfnisbefriedigung schaffen. Bei der
> zweiten Frage können wir von reformistisch und v.a.
> konstruktiv-revolutionären Strömungen einiges lernen und neue
> Verbindungen finden.
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> Commonismus – Möglichkeit eines solidarischen Lebens für Alle
>
> Von Simon Sutterlütti
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> Im Kapitalismus leben wir auf Kosten anderer. Auf Kosten der Umwelt, der
> Arbeiter*innen die unsere täglichen Lebensmittel herstellen, auf Kosten
> von uns selbst. Dies ist kein Resultat von Egoismus und Gier, sondern
> eine gesellschaftliche Nahelegung. Im Kapitalismus können wir unsere
> Bedürfnisse besser befriedigen, wenn wir andere abwerten, beherrschen
> und exkludieren. Wir kooperieren mit 7,7 Mrd. Menschen indem wir die
> Preise der Konkurrenz unterbieten, bei Lohn und Umwelt sparen, mittels
> Kultur, Geschlecht und Nationalität Grenzen ziehen, Kriege führen, uns
> selbst zu stetig steigenden Leistungen disziplinieren.
>
> In der menschlichen Geschichte und der damals wie heute präsenten Praxis
> der Commons existiert eine Alternative zur Exklusionslogik:
> Inklusionslogik. Eine Gesellschaft, in welcher die Bedürfnisbefriedigung
> der Einen nicht auf Kosten der Anderen geht. Eine Gesellschaft, in
> welcher ich meine Bedürfnisse besser befriedigen kann, wenn ich die
> Bedürfnisse anderer einbeziehe. Eine Inklusionsgesellschaft „ worin die
> freie Entwicklung eines jeden die Bedingung für die freie Entwicklung
> aller ist" (Marx/Engels). Die Inklusionsgesellschaft verlangt keine
> guten Menschen, sie erlaubt uns gut zu sein - und hilft stellenweise
> etwas nach. Warum eine hocharbeitsteilige Commons-Gesellschaft kein
> Wunschtraum, sondern begründete Möglichkeit ist; und welche Bedingungen
> diese Inklusionslogik erzeugen, will der Vortrag erforschen.
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>
> Gemeinsame Ökonomie - Sammlung von Erfahrung
> (Helen und Gunter)
>
> Solidarische Landwirtschaft – Erfahrungen mit Tauschlogikfreiheit
> (Lisa und Gunter)
>
> Commonsverbünde – Soziale Muster Tauschlogikfreiheit
> (Gunter)
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