Donnerstag, 5. April 2018

Spendenaufruf #Weglaufhaus in Not #Antipsychiatrie #antipsychiarty

Liebe Alle,

das selbstverwaltete Weglaufhaus "Villa Stöckle", das deutschlandweit einzige explizit antipsychiatrische Wohnprojekt für wohnungslose Menschen in Krisen, welches seit 1996 existiert, ist in seinem Fortbestehen bedroht. Zum aktuellen Zeitpunkt ist der Weiterbetrieb bei günstigem Verlauf nur noch maximal für ein weiteres halbes Jahr gesichert.

Wie ist es soweit gekommen:
Das Weglaufhaus ist das einzige Projekt unseres Vereins - dem Verein zum Schutz vor psychiatrischer Gewalt e.V. -, welches eine sozialrechtliche Finanzierungsvereinbarung mit Berliner Senatsverwaltung hat. Darüber hinaus sind alle Vereinsaktivitäten auf Spenden angewiesen. Die Finanzierungsvereinbarung mit der Berliner Senatsverwaltung ist grundsätzlich prekär bzw. wackelig: Unser Wohnprojekt wird im optimalen Fall je Bewohner*in / pro Tag des Aufenthaltes im Weglaufhaus von der sozialen Wohnhilfe der zuständigen Sozialämter finanziert.
 
In den vergangenen Jahren führten verschiedenen Entwicklungen bedauerlicherweise zu einer mitunter sprunghaften Abnahme unserer Einnahmen und einer schrittweisen Zunahme unserer Ausgaben. Neben (kürzeren) Phasen, in denen nur wenige Menschen im Weglaufhaus lebten, wurden wir oft damit konfrontiert, dass selbst längere Aufenthalte von Bewohner*innen, durch die zuständigen Sozialämter nicht finanziert wurden. Wir bewegen uns in einem verqueren Praxiswiderspruch, der unserer - kurz- und mittelfristig und wohl auch langfristig nicht zu verändernder - Finanzierungsvereinbarung mit der Berliner Senatsverwaltung entspringt: weniger Bewohner*innen = gleich weniger Einnahmen, Rückgang der Finanzierungsbewilligungen durch die zuständigen Sozialämter = unbezahlte Aufenthalte von Bewohner*innen. Leider war es uns nicht möglich, eine Erhöhung unserer Tagessätze oder eine Veränderung unserer Finanzierungsgrundlage zu erreichen. Auf der anderen Seite stehen steigende Ausgaben: Neben notwendigen größeren Instandssetzungs- und Renovierungsausgaben zwangen uns u.a. die erhöhte Abgabenlast und steigende Lebenshaltungskosten in Berlin vermehrte Ausgaben auf. Unsere Rücklagen sind dementsprechend in der vergangenen Monaten stark zusammengeschmolzen.
 
Die zunehmend widriger werdenden gesellschaftlichen Verhältnisse beeinträchtigen die Arbeit unseres selbstverwaltetenden Projekts in immer größerem Maße. Neoliberaler Verwaltungsumbau im staatlichen Hilfesystem, strengere bürokratische Vorgaben, die ungebrochene Dominanz der (sozial-)psychiatrischen Ordnung und die sich verstetigende Armut, Wohnungslosigkeit und Exklusion vieler unserer Bewohner*innen infolge immer ungebrochener zu Tage tretender gesellschaftlicher Herrschafts- und Machtverhältnisse lassen uns oft verzweifeln. Mitunter ohnmächtig versuchen wir einen Umgang mit den beschränkenden Umständen zu finden, oft leider auf Kosten personeller Überlastung.
 
In den vergangen Jahren war es uns daher oft nicht mehr möglich, Öffentlichkeits- und Bündnisarbeit zu betreiben. In unserem alltäglichen Bemühen, den "Laden am Laufen zu halten", um Menschen in Not auch zukünftig einen alternativen Unterstützungsort anbieten zu konnten, sind wir sehr häufig über unsere eigene Grenzen gegangen. Wir haben es entsprechend (notgedrungen) versäumt, die interessierte Öffentlichkeit zu informieren, wie prekär und wackelig unsere Situation ist und welche Bedeutung (regelmäßige) finanzielle Unterstützung in Form von Spenden oder Pat*innenschaften und politische Zusammenarbeit für uns hat.

Wir wenden uns in dieser Notsituation an Sie/ Euch - an die interessierte Öffentlichkeit, an politisch Aktive und vor allen Dingen an psychiatriekritische*antipsychiatrische Projekte, Initiativen und Mitstreiter*innen -, um nach Unterstützung zu fragen:

- Wissen über Möglichkeiten der finanziellen Akquise für eine soziale Einrichtung unserer Art / eines kleines Vereines mit uns zu teilen

- Spenden in jeglicher Höhe auf folgendes Konto zu tätigen

Kontoinhaber: Verein zum Schutz vor psychiatrischer Gewalt e.V.
IBAN: DE66 1005 0000 1150 0184 50
BIC: BELADEBEXXX

Wir würden uns freuen, wenn durch diesen Aufruf der Kontakt zu den anderen Projekten wieder mehr auflebe / intensiviert werden könnte oder neue Kontakte enstehen würden. Wir freuen uns weiterhin, wenn Sie/ Ihr unseren Aufruf teilt und für unser Anliegen "werbt". Bangend schauen wir den nächsten Monaten entgegen.
 
Wir haben eine Welt zu gewinnen.

Das WLH-Team
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Initiative Kritische Psychologie
Initiative Critical Psychology

Daniel Sanin
Klinischer und Gesundheitspsychologe
Clinical and Health Psychologist

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